Frau Rottenmeier😡

Ich sitze auf einer feuchten, morschen Bank im Feld 11 auf dem Neustädter Friedhof. In wenigen Minuten treffe ich Frau Rottenmeier. Sie ist jetzt schon 5 Minuten überfällig. Eigentlich müsste sie schon da sein. Sie ist, wie man sagt, eine schwierige Kundin. Etliche Telefonate haben uns jetzt auf diese Bank gebracht. Mit strengem Schritt sehe ich sie auf mich zukommen. Ich stehe auf, sage höflich: „Guten Tag, Frau Rottenmeier.“ Ihre Hand ist kalt, ihr „Guten Tag“ auch. Etwas säuerlich denke ich. So ein Ton, als ob ich zu spät bin. Egal.

„Die Bank müsste auch mal erneuert werden.“

„Ja, Frau Rottenmeier, so etwas machen die Friedhofsmitarbeiter im Winter.“

„Der Winter ist noch weit entfernt!“

Wir sprechen über ihre Grabstelle und finden eine Lösung, die uns beide zufriedenstellt. Anschließend erzählt sie mir von ihren lauten Nachbarn und von einer unfreundlichen Verkäuferin beim Bäcker. Ich bin verständnisvoll und nicke regelmäßig, während ich verträumt eine süße Weinbergschnecke am Boden betrachte. So ein schönes Muster, denke ich.

Weitere Minuten vergehen. Jetzt sind die Ausländer dran. Ich denke mir: „Wie kann man nur so sein?“

Sie ist scheinbar alles losgeworden und möchte nun gehen. Ich verabschiede mich freundlich mit einem Händedruck. Kalt. Es macht Knack. Ich schaue nach unten… Oh nein! Frau Rottenmeier: „Was ist das denn schon wieder Ekliges?“

Ich gehe und hoffe, es gibt dieses Karma.