Begonien-stapeln

Unterschätzt werden ist ein Vorteil!

2009 findet in Schwerin die Bundesgartenschau statt. Trotz weniger Erfahrung nehme ich an der Ausstellung teil. Ich bin unter vielen Profis der Neuling. Der „Erstaussteller“ der noch Hilfe benötigt.

Um zu wissen, was wir Gärtner dort machen, muss ich etwas ausholen. Einfach gesagt ist es wie eine Olympiade für Friedhofsgärtner. Jeder Gärtner bekommt einen Grabstein zugelost und muss seine Pflanzen perfekt zur Größe, zum Standort, zur Jahreszeit und zum Grabstein anordnen. Das klingt leicht, ist aber eine Wissenschaft. Denn nur wer alle Richtlinien beherrscht, eine perfekte Qualität der Pflanzen hat und dabei noch sein Handwerk beherrscht, hat die Chance auf die Goldmedaille!

Nun ist es Mai. Die erste Bepflanzung haben wir erfolgreich gemeistert. Die Stiefmütterchen haben es verdient ausgetauscht zu werden. Sie sahen toll aus! Jetzt wollen wir Begonien pflanzen. Begonien die perfekt in der Blüte stehen. Sie haben so ein kräftiges gesundes Blatt, dass sie fast künstlich wirken.

Wir sind also da. Es ist Samstag. Ich habe Hilfe dabei. Es ist mein bester Freund Basti der Bundeswehrsoldat. Um uns herum viele Profis, die mit OP-Handschuhen ihre Pflanzen putzen und mit Nagelscheren in Form bringen. Schiefe, verblühte Blüten werden abgeknipst. Wurzelballen werden feinsäuberlich kleiner gemacht, damit mehr Pflanzen auf das Beet passen. Ein Gärtner baut ein kompliziertes Gerüst über seine Grabstelle, damit er ja nicht den Bodendecker berührt. Abgeschnittene Blätter werden mit einer Art Staubsauger abgesaugt.

Da stehen wir nun vor unserem Grab und sind etwas eingeschüchtert. „Weißt du was Basti? Hol doch schon mal die Begonien!“ Basti holt die Begonien. Damit der Oberfeldwebel nicht so viel laufen muss macht er etwas, was hier noch kein Gärtner gesehen hat.

Er nimmt eine Schubkarre, stellt eine Kiste Begonien drauf, noch eine oben drauf und noch zwei. Er fährt los. Eine Gärtnermeisterin, die den gesamten Ausstellungsbereich betreut öffnet den Mund und sagt „Äh,… ich wusste garnicht, dass man Begonien stapeln kann.“ Basti grient und sagt: „Klar kann man!“ Gemeinsam pflanzen wir ganz filigran, mit viel Liebe perfekte Konturen, achten auf jede Blattstellung, Höhen und bekommen…. GOLD!